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11. Tour de Tirol

07.10. 18:00 Uhr 10 KM /   318 HM

08.10. 08:30 Uhr 42 Km / 2.345 HM

09.10. 09:40 Uhr 23 KM / 1.240 HM

Gesamt                75KM / 3.903 HM

Bernd Jope berichtet:

Als absolutes Highlight in diesem Jahr hatten sich drei Marathon-Neulinge Anfang des Jahres für die Tour de Tirol angemeldet, und dass ohne jemals zuvor überhaupt eine 42 km lange Distanz bewältigt zu haben. Aber Tour de Tirol ist ja nicht „nur“ Marathon, sondern es wird an drei Tagen gelaufen. Zunächst Freitag abends 10 km, dann am Samstag der Bergmarathon und schließlich als Abschluss am Sonntag noch ein Halbmarathon als Traillauf. Wer kann denn so verrückt sein? Die Frage stellten sich die drei Läufer des LT Auenwald nicht nur einmal im Laufe ihrer Vorbereitung. Rainer Albrecht, Bernd Jope und Mike Mieszkalski hatten ihren Fokus ausschließlich auf dieses Wochenende gerichtet und – zumindest gefühlt – auch mit zahlreichen Trainingseinheiten und Übungen, die so wirklich jeden Muskel spüren ließen, hart für dies Ziel gekämpft. Denn wie sagt man so schön: der Weg ist das Ziel! Immer wieder stellten sie sich die Frage, ob ihre Vorbereitung überhaupt ausreichen würde oder ob Sie doch die Bekanntschaft mit dem Besenwagen machen würden ­‑ wobei, in diesem Fall wären Sie zumindest nicht alleine mit ihrem Schicksal gewesen und hätten jemanden zum Reden gehabt ;-) …..egal, Bea Bauer, als erfahrene TdT-Läuferin, baute sie immer wieder auf, auch wenn die Oberschenkel brannten. Unsere Athleten waren körperlich und mental in einer austrainierten Verfassung, die ausreichen sollte, um auch ankommen zu können.

Am letzten Freitag sollte es endlich soweit sein. Alle drei fühlten sich dann plötzlich irgendwie doch nicht mehr so ausreichend vorbereitet, als sie bei der Startnummernvergabe in die Augen und auf die Muskeln der anderen Athleten schauten. Da wurde ihnen ganz mulmig, bei so viel Power. Das erklärte Ziel für alle lautete aber unabhängig von diesen Eindrücken sowieso 100% Sicherheit! Das bedeutete: sicher Laufen, sich gut fühlen und vor allem sicher ankommen ‑ und zwar alle drei Tage. Gesagt, getan! Pünktlich um 18:00 Uhr startete am Freitag, quasi zum Warmwerden, der 10km-Lauf in Söll. Die ca. 3,3km lange Strecke galt es dreimal zu durchlaufen, wobei mit 100 Hm das Feld schnell sortiert wurde. Alle drei Lauftreffler liefen zusammen und wollten im Prinzip die Lage erstmal checken und langsam die Muskeln aufwärmen. Doch wer Bernd kennt, der weiß, dass das bei ihm nicht lange anhält – und bei den langgezogenen Streckenabschnitten nach unten in die Ortsmitte von Söll ließ er es ordentlich laufen. Rainer und Mike folgten ihm natürlich, so dass daraus doch eine etwas schnellere Runde als ursprünglich geplant rauskam. Das tolle Umfeld, das an die Marktstraße von Backnang beim Silvesterlauf erinnerte, trug beschwingend bei.

Am nächsten Morgen war beim Blick aus dem Fenster die Freude vom Vorabend schnell verflogen. Sechs Grad Celsius und Nieselregen! Bereits anderthalb Stunden vor dem Start liefen sich zahlreiche Läufer auf der Straße vor dem Hotel der drei warm, was nicht unbedingt zu ihrer Aufmunterung beitrug. Aber als echte Männer, die das Laufen lieben, ließen sie sich nicht so schnell von solchen Psychospielchen kleinkriegen. Frisch gefrühstückt und ordentlich gestärkt, schlenderten die drei mit Jacke, Handschuhen und Mütze bepackt zum Start und sortierten sich mit großem Respekt ganz hinten im Feld ein. Los ging es zu einem neuen und wetterbedingt doch etwas ungewissen Abenteuer von 42 anspruchsvollen Kilometern und 2345 Hm. Die ersten Meter konnten sie aufgrund der Menge von Läufern noch recht gemütlich und verhalten angehen, wobei der Regen schon zunahm und die Lage auf den Wiesenabschnitten auch nicht unbedingt verbesserte. Bernd war schon wieder im Rennmodus. Trotz leichtem Kratzen im Hals gab er auf den ersten 10 Km ordentlich Gas, so dass Rainer und Mike nicht ganz folgen konnten. Doch das Feld schob sich schnell wieder zusammen, denn einige steile Anstiege mussten bereits jetzt schon im schnellen Wanderschritt bewältigt werden, an Laufen war bei der Vielzahl von Läufern zumindest im hinteren Feld nicht zu denken. Ab KM 14 hatte das Einrollen dann endlich ein Ende und es gab nur noch eine Richtung, nach oben, was die Läufer jedoch aufgrund des Nebels gar nicht so recht wahrnehmen konnten. Mike konnte Bernd und Rainer nicht mehr ganz so schnell folgen, kämpfte sich jedoch weiterhin tapfer durchs Feld. Alle drei schauten regelmäßig auf ihre Uhren, denn es gab drei Cut off Zeiten, die sie natürlich schaffen wollten, denn sonst wäre das Rennen für sie vorzeitig zu Ende gewesen. Der Regen und der Nebel ließen den dreien keine Ruhe und langsam machte sich die durchdringende Kälte bemerkbar. Doch auch hierfür waren sie bestens vorbereitet, in ihren kleinen Rucksäcken, welche eigentlich für eine Trinkblase vorgesehen sind, hatten sie noch Jacken, Mützen und Handschuhe untergebracht, die so allmählich auch angezogen wurden. Hoch und runter, verlief die schotterige und mit zahlreichen Trails gespickte Strecke. Sogar durch eine Almwirtschaft hindurch, wobei die Athleten von unzähligen Streckenposten und Zuschauern angefeuert wurden. Etwa bei KM 31 trat dann leider das ein, wovor sich Rainer am meisten gefürchtet hatte – er bekam in einer langen und schnellen Abwärtspassage durch die Kälte einen leichten Krampf in der Wade. Bei der kurzen Pause, in der er sich seine lange Hose überstreifte, setzte Bernd das Rennen fort und auch Mike konnte wieder aufschließen. KM 35 durchliefen sie fast eine Stunde vor der dritten und letzten Cut off Time und so waren sie schon mal zeitlich auf der sicheren Seite. Jetzt lief es sich plötzlich gleich entspannter, wenn sie nicht der steile Anstieg auf der Skipiste noch erwartet hätte. Für einen Kilometer kann man hier schon gut mal 20 min. benötigen und sich nur mit zahlreichen Kuhfladen oder den nun auftretenden Schneeflocken ablenken. Aber all dies zermürbte die drei Läufer nicht, im Gegenteil, die Beine waren noch locker und der Geist noch fit. Hinauf ging es, an der nächsten Verpflegung im alten Kuhstall vorbei, bis hin an den Fuß der Hohen Salve zum letzten steilen Anstieg. Bernd lief mittlerweile schon fast 5 Minuten vor den beiden und erreichte knapp eine Stunde nach Bea leicht verfroren das Ziel, wo er freudig seine Medaille entgegen nahm. Mike und Rainer gaben  am Schlussanstieg nochmal ordentlich Gas, so dass auch die Beiden unter sechs Stunden das Ziel erreichten. Dort oben war es so ungemütlich kalt und verschneit, dass alle drei schnellstmöglich den Rückweg ins Hotel zum heißen Bad in der Wanne antraten. Bea war zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg ins Krankenhaus. Sie hatte sich bei einem der Trails auf Höhe von KM 12 derart den Fuß vertreten, dass sie nur mit Schmerzen das Rennen beenden konnte - das noch in einer super Zeit unter fünf Stunden! Sie war für die Drei die eigentliche Heldin, denn jeder andere wäre unter diesen Umständen überhaupt nicht mehr weiter gelaufen, doch Bea biss sich durch. Den letzten Tag der Tour musste sie dann aber doch schweren Herzens absagen, da die Schwellung viel zu groß war.

Am letzten Tag kam das, worauf die drei seit Wochen hin gearbeitet hatten, der letzte Lauftag der Tour. Das Wetter war im Vergleich zum Vortag viel besser geworden, die Sonne schaute hin und wieder durch und vertrieb langsam den kühlen Morgennebel. Und  wider Erwarten konnten alle immer noch Treppensteigen. Hoch und vor allem runter ging es ohne Probleme, und laufen konnten sie auch noch ganz gut. Damit hatten sie eigentlich kaum gerechnet. Bernd musste aber mit einer anderen Schwierigkeit zurechtkommen, seine Halsschmerzen waren über Nacht nicht besser geworden, sondern ganz im Gegenteil, dachte er kurz schon über eine Absage des letzten Rennens nach. Bewaffnet mit Halsbonbons traute er sich dann aber trotzdem an den Start, denn die Trail-Strecke war der eigentliche Grund, warum er sich überhaupt für die Tour angemeldet hatte.
Nach 800 Metern auf der Straße begann das wilde und steinige Abenteuer mit seinen letzten 23 km und 1240 Hm rund um den Pölven. Alle drei starteten wieder ganz hinten, was leider zu zahlreichen Pausen auf den schmalen Wegen führte. Vorbei an alten Bauernhöfen, auf schmalen Steigen und hinweg über Bäche und Steine führte die Strecke mit einer einzigen Cut off Time bei Kilometer 13, im alten Steinbruch. Mike war den beiden etwas enteilt, Rainer kämpfte bergab mit seinem Knie und Bernd machte die aufziehende Erkältung gerade bergauf ordentlich zu schaffen. Alles jedoch kein Problem, denn der Vorteil bei ihrem Start von ganz hinten war die psychologische Beflügelung, denn sie konnten ständig andere Läufer überholen und das funktionierte sogar bergauf weiterhin recht locker. So konnten sie stetig Boden gut machen. Es ging noch hinauf auf das Juffinger Jöchel auf 1181m und über tolle lange Trails wieder hinab. Dann noch den obligatorischen Schlusssprint bis ins Ziel und das erste Rennen über drei Tage konnte erfolgreich beendet werden! Außer kleinen Wehwehchen konnten die drei keinerlei Beschwerden diagnostizieren und das machte schon im Ziel Lust auf eine Wiederholung. Diesmal hatten sie ja fast nichts von dem beeindruckenden Panorama gesehen - und etwas schneller ginge es bestimmt auch noch. Sie waren diesmal zwar nicht die schnellsten, doch stolz auf das, was sie geschafft hatten - das sollte ihnen erst Mal einer nachmachen! So hieß dann es : Ende gut, alles gut! Und vielleicht schließen sich ja beim nächsten Mal noch andere an?

Zum Abschluss bleibt noch der größte Dank an Bea, die alle drei so toll auf die Tour vorbereitet hat. Die drei Schwätzbacken grüßen die Tiroler Schleiferin und bedanken sich für die zahlreichen Trainingseinheiten!!

Die Ergebnisse im Einzelnen:

Mike Mieszkalski             
Ges. m/w Strecke (km)
Platz AK Zeit 
308 10 48 M40 0:52:12,8
335 42 53 M40 5:57:50,9 
267 23 52 M40 2:56:20,8
194 Ges. 75 30 M40 9:46:24,6
         
Bernd Jope           
Ges. m/w Strecke Platz AK Zeit 
310 10 49 M40 0:52:13,9
313 42 49 M40 5:51:46,0
318 23 60 M40 3:04:16,4
196 Ges. 75 31 M40 9:48:16,3
         
Rainer Albrecht      
Ges. m/w Strecke Platz AK Zeit 
309 10 52 M45 0:52:12,9
334 42 81 M45 5:57:49,2
307 23 47 M45 3:01:51,1
200 Ges. 75 41 M45 9:51:53,3
         
Bea Bauer        
Ges. m/w Strecke Platz AK Zeit 
13 10 2 W35 0:45:37,7
15 42 3 W35 4:56:48,1