Aller guten Dinge sind 3, denn der Laufklassiker in Söll besteht aus drei Läufen an 3 aufeinander folgenden Tagen in einer der schönsten Regionen Tirols. In Summe werden 75 Km mit über 3500 Hm in drei Abschnitten gelaufen. Wie schon in den vergangenen Jahren hatten sich diesmal auch wieder drei Läufer aus Auenwald für diese Strapazen angemeldet. Zum dritten Mal wollten Rainer Albrecht und Bernd Jope ihre Leistungen unter Beweis stellen, wobei sie in diesem Jahr erstmalig von Tanja Jope begleitet wurden. Jedoch war Tanja nicht als Zuschauerin dabei, nein, sie wollte selbst an diesem Laufhighlight teilnehmen und dass obwohl sie noch nie eine solche Distanz oder mehrtägige Veranstaltung gelaufen war. Eine mutige und ehrgeizige Entscheidung, welche sich am Ende aber für alle Teilnehmer auszahlen sollte.
Tag 1 - der Söller Zehner
Der Start der Tour fand am Freitag beim 10Km Lauf mit zahlreichen Startern statt. bei dem es den Auenwaldern nicht um Zeiten und Platzierungen ging. Es galt sich an die Umgebung und an die Rahmenbedingungen zu gewöhnen, was auch allen hervorragend gelungen ist. Start und Ziel war die Ortsmitte in Söll bei der dann die anspruchsvolle Strecke über zahlreiche Trails und Anstiege mit ca. 300 Hm über drei Runden absolviert werden musste. Die Stimmung war gigantisch, was die Läufer ordentlich durch die Gassen flitzen lässt. Bernd und Rainer starteten verhalten und konnten konstante Rundenzeiten laufen, bevor am Ende Rainer leicht die Nase gegenüber Bernd vorn hatte. Tanja bestätigte ihre gute Vorbereitung und folgte den beiden ebenso, wenn auch etwas aufgeregt im Hinblick auf die beiden Folgetage.
Tag 2. - der Kaisermarathon
Auf kaiserliches Wetter und eine atemberaubende Aussicht konnten sich die diesjährigen Starter freuen. Der Wettergott hatte sein Versprechen gehalten und es stand einer der schönsten Marathontage bevor. Keine Wolke war weit und breit zu sehen, was die Anspannung vor einem solchen Berglauf bei allen Teilnehmern nochmals deutlich abflachen lies. Es mussten immerhin 42km mit über 2200 Hm in den Hügeln Tirols bewältigt werden, was bei schlechterem Wetter zu einer wahren Tortur werden kann. Anspruchsvolle Trails und Anstiege mussten gemeistert werden, wobei die sogenannten Cut-Off Zeiten bei aufkommender Erschöpfung dann einen zusätzlichen Stress verursachen können. Wer diese Zeiten nicht schafft, ist unweigerlich aus dem Rennen und kann den Rückweg zur Dusche antreten. Rainer kann hiervon ein Lied singen, ihn hatte es nach einem verkorksten Rennen im letzten Jahr bei der allerletzten Cut-Off Zeit erwischt, so dass er damals bei Km 35 aus dem Rennen genommen wurde. Somit startete er diesmal etwas zurückhaltender und Bernd konnte sich ein wenig von ihm absetzen und hatte bei Km 19 bereits 6 min Vorsprung. Tanja nahm sich ihrer neuen Herausforderung an und lief aufgeregt in einer größeren Gruppe hinter den Beiden her. Ab Kilometer 15 gab es nur noch eine Richtung - nach oben. Die Steigungen wurden heftiger und die Wege enger, so dass Geduld und Konzentration angesagt waren. Tanja kämpfte sich wacker durchs Feld, wenn auch die Limits immer näher kamen. Ein solcher Berglauf ist schon etwas ganz Besonderes, wobei es letztlich auch stark auf die psychische Einstellung ankommt, der Körper will oftmals eigentlich nicht mehr, aber der Weg zum Ziel ist schon kürzer als der Weg zurück. Immer weiter kämpften sich die drei Lauftreffler über die Weiden entlang der Rübezahlalm, Tanzbodenalm und Hexenwasser. Bei letzterem war dann bei Km 35 die letzte Cut-Off Zeit. Diese musste bei 5:15 durchlaufen werden. Bernd hatte zu diesem Zeitpunkt trotz einsetzender Müdigkeit in den Waden ca. 10min Vorsprung auf Rainer, welcher in den folgenden Anstiegen immer kleiner werden sollte. Tanja musste zusehends kämpfen und genehmigte sich zur Auflockerung bei Km 26 erst einmal einen kleinen Schnaps, welcher dort von der freundlichen Bergwacht angeboten wurde. Aufgrund des perfekten Wetters wurde es mit den Limits nicht ganz so genau genommen und so durfte Tanja trotz einer geringen Überschreitung die letzte Kontrollstelle passieren und sich auf die letzten sehr langen und steilen 7 km machen. Bernd und Rainer waren zu diesem Zeitpunkt bereits im Ziel und konnten sich erschöpft aber glücklich über das Weizenbier und die grandiose Aussicht freuen. Aber das Rennen war noch nicht zu Ende, aufgeregt verfolgen die beiden Läufer das Fortkommen Tanjas, welche sich zwar langsam aber stetig dem Ziel näherte. Die letzten Meter wurde sie nochmals ordentlich von den Zuschauern den steilen Hang zur Hohen Salve angefeuert, sodass sie glücklich nach über siebeneinhalb Stunden ihren ersten Bergmarathon finishen konnte.
3. Tag - der Pölven Trail
Leider meinte es das Wetter am 3. Tag nicht mehr so gut mit den Ausdauersportlern. Die Knochen und Beine schmerzten von den Strapazen der Vortage und es hatte leichter Regen eingesetzt, welcher sich zwar im Laufe des Tages verziehen sollte, jedoch erst einmal die Stimmung etwas trübte. Doch Aufgeben stand nicht zur Diskussion. Alle drei waren nun schon so weit gekommen, da sollten die letzten 23 km und 1300 Hm doch auch noch möglich sein. Rainer und Bernd starteten in der zweiten von drei Startergruppen und Tanja in der dritten. Höchst konzentriert gingen alle an den Start, denn die Strecke bestand zu 90% aus Trails, welche über zahlreiche Wurzeln und auf schmalen Wegen entlang steiler Hänge rund um den Pölvenberg und wieder zurück nach Söll führte. Von Rainer unbemerkt, konnte sich Bernd gleich auf dem ersten Kilometer absetzen und in der Folge richtig viele Meter gutmachen. Die Wetterlage und die technisch anspruchsvolle Strecke konnte Bernd deutlich zu seinem Vorteil nutzen, wobei Rainer und auch Tanja wesentlich vorsichtiger ans Werk gingen. Auch hier gab es eine Cut-Off Zeit bei Kilometer 14, welche nach drei Stunden erreicht werden musste. Bis dorthin war dann auch schon die Hälfte der Höhenmeter absolviert, bevor es drei Kilometer und die zweiten 600 Hm in den Hang ging. Hoch hinauf führten die zusehends nassen Pfade auf das Juffinger Jöchel bis zum Gipfelkreuz und im Anschluss über noch steilere Trails wieder hinunter ins Tal. Bernd hatte sich bei diesen Abwärtswegen leicht das Knie verdreht und musste das Tempo etwas herausnehmen. Rainer folgte ihm und kam immer näher, letztlich waren jedoch beide am Ende ihrer Kräfte und keiner von Beiden wollte es noch auf einem Zweikampf ankommen lassen. Mit ca. fünf Minuten Vorsprung konnte Bernd sich ins Ziel retten und damit in der Gesamtwertung seinen Abstand auf Rainer sogar noch auf sieben Minuten ausbauen. Tanja kämpfte im hinteren Feld mit Steigungen und Bergab-Passagen, welche die beiden Herren ihr bisher verschwiegen hatten. Sie ließ sich jedoch nicht aus der Ruhe bringen und ermunterte sogar noch ihre Mitstreiter nicht aufzugeben. Das Wetter hatte sich zwischenzeitlich gebessert und die Wege wurden flacher, so dass Tanja nochmal ordentlich Gas geben konnte. Sie überholte noch einige Läufer, bevor sie nach 4:36 h unter tosendem Applaus ins Ziel einlief. Glücklich, aber deutlich geschafft, durften die drei Auenwälder dann bei der feierlichen Siegerehrung zu Recht und mit Stolz die Medaille für die Gesamtstarter entgegennehmen.
Die Ergebnisse im Einzelnen:
Strecke | Ges. m/w | Name | Platz | AK | Zeit | ||
10km | Bernd | Jope | 00:50:47 | ||||
42km | Bernd | Jope | 05:49:47 | ||||
23km | Bernd | Jope | 03:14:55 | ||||
75km (ges.) | 160 | Bernd | Jope | 35 | M40 | 09:55:29 | |
10km | Rainer | Albrecht | 00:50:41 | ||||
42km | Rainer | Albrecht | 05:52:58 | ||||
23km | Rainer | Albrecht | 03:19:10 | ||||
75km (ges.) | 166 | Rainer | Albrecht | 26 | M45 | 10:02:50 | |
10km | Tanja | Jope | 00:59:50 | ||||
42km | Tanja | Jope | 07:28:01 | ||||
23km | Tanja | Jope | 04:36:54 | ||||
75km (ges.) | 69 | Tanja | Jope | 16 | W40 | 13:04:46 |